Mit diesem Zweimaster mit dem
Namen "Iceni Queen" trafen Lars und ich am 02. Feburar 2006
nach 14-stündiger Schaukelei auf der Atlantik auf Sao Nicolau ein. Nach der langen
und schlaflosen Anreise mit ICE, Flug über Banjul nach Kapverden/Sal war diese Art des
Transportes sowohl für Lars als auch für mich zu viel. Ich habe aber über die Belastbarkeit von Lars und mich viel gelernt. In den Minuten als ich glaubte, dass nichts mehr ging, hat mich der im Gesicht bereits blass-grüne Lars versucht, Zuversicht zu spenden. Mit wackligen Knien wurden wir dann mit einem Schlauchboot zum kleinen Hafen von Preguica gebracht. Vielen Dank an dieser Stelle nochmals an die sehr fürsorglichen Achim
und Gerlinde. |
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Die Sicht aus dem Fenster unserer Ferienwohnung bzw. unserer Terasse. Das Blau des Meeres und DIESE Sicht erinnern an ein Postkartenparadies. Am Ende dieses Wassers liegt irgendwo der Nordpol. | |
DIESE Sicht auf Preguica zeigt
mit der durch den stetigen Nord-Ost-Passat arg gebäutelten Kokospalme eines der weinigen
Pflanzen des Ortes. Dass die Kapverdianischen Inseln zum westlichsten Ausläufer der Sahelzone gehört erahnt man hier bereits. |
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Beinahe 2/3 der kapverdianischen
Bevölkerung ist gezwungen, im Ausland das Auskommen der Familien zu sichern. Die Emigranten gehören zu den Superreichen der Bevölkerung.Dieses Haus wird in 9 Monaten weitergebaut, wenn der Besitzer 3 Monate Urlaub zu Hause macht. Glücklicher Emigrant? Der Rest der Bevölkerung kennt Fortschritt und Wohlstand nur aus
brasilianischen Telenovelas. Bei durchschnittlich |
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Das Haus von der Nachbarin von
Lars und mir... Im Hintergrund erkennt man unsere Wäsche auf der Leine. |
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Unsere Nachbarin... Der Blick von unserer Terasse auf das Nachbarhaus. Die Nachbarin gehört zur Honoration des Ortes. Sie wird geachtet ob ihres Alters. Bei vielen Diskussionen, die meistens auf dem Dorfplatz abgehalten werden, wird sie einbezogen. Dabei lehnt sie sich rauchend über die Mauer, die ihren Innenhof vom Dorfplatz trennt. |
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Das einzige gekaufte Spielzeug des
Dorfes ist der rote Ball von Lars. Der Junge, der eine Kabelrolle an einem Stock vor sich her schiebt, freut sich über sein selbstgebasteltes Spielzeug, mit dem er stundelang zu spielen vermag. Keine der Kinder scheint sich zu langweilen. Jeder Erwachsene hat ein fürsorgliches Auge auf alle Kinder des Dorfes, einschließlich Lars. Sehr früh erkenne ich, dass ich mir keine Sorgen um Lars machen muss. |
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Der Haupteiweißlieferant auf den
kapverdieanischen Inseln ist Fisch. Bis auf wenige Ziegen, Hühnern und schwarzen kleinen
Schweinen muss alles andere teuer importiert werden und kostet mindestens so viel wie in
Europa. Der Fischfang ist nur in einem schmalen Gürtel um die Inseln möglich, da die kapverdianischen Inseln die Spitzen von Meeresgebirge darstellen. Unweit der Inseln fängt abrupt die Tiefsee an. Mit den nur 15 PS starken Außenbordmotoren und provisorisch wirkende Ruder ist der Nord-Ost-Passat beim Fischfang ein ernstzunehmender Gegner. |
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Die Fröhlichkeit der Menschen ob
jung oder alt steckt an. 18 Stunden des Tages hört man Musik, ob selbst gemacht oder aus dem Radio. Selbst die Jingles zur Präsidentschaftswahl wird zum spontanen tanz auf der Straße genutzt. In Ribeira Brava beobachtete ich, wie ein Mann plötzlich vor mir zu tanzen anfing, als eine Melodie aus einem der Häuser erklang. Die anderen passanten fanden diesen Anblick anscheinend nicht als ungewöhnlich und tanzten spontan mit oder gingen weiter. Als die Musik aufhörte und der Moderator wieder plauderte, gingen sie alle wieder ihres Weges. Die Musik wird als Medikament für die Schwere des Alltags im wahrsten Sinne konsumiert. |
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Jeden Morgen muss das Wasser von
Kindern, jugendlichen und Frauen von der gemeindlichen Wasserquelle in die Häuser
gebracht werden. Einen Teil der morgendlichen Arbeit ist die Aufbereitung des Wassers, d.h. Desinfizierung und Konservierung mittels Chemie. |
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Bis ca. 50 Kg. tragen diese jungen
Teenager auf dem Kopf. Anhand der Tatsache, dass sie die Behälter noch mit den Händen
stabilisieren müssen erkennt man, dass sie noch lernen müssen, obwohl sie seit klein auf
diese Tätigkeit machen müssen. Die Erfahrenen Frauen balancieren die schwersten Gewichte
ohne die Hände zu benutzen. Ebenso werden Güter wie Fische oder Obst in Körben auf dem Kopf teilweise kilometerweit transportiert. Die höchste und berühmteste alpine Straße auf der Insel Santo Antao wurde dadurch erbaut, dass Frauen Stein für Stein auf ihren Köpfen die Pflastersteine den Berg hinauftrugen. |
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Das Problem der kapverdianischen
Inseln ist nicht die Wasserknappheit (sonst wären die Kanaren nahezu gleich arm), sondern
die Energieknappheit. Die Energie muss in Form von Öl importiert werden. So wie auf diesem Bild "schlafen" in Containern einige Dieselgeneratoren. An eine Energieerzeugung, die auch Meerwasserentsalzungsanlagen betreiben lässt, ist nicht zu denken. Der sehr kontinuierlich und stark wehende Nord-Ost-Passat kann mangels Windkraftanlagen, die den sog. Harmattan überleben können, nicht genutzt werden. Der Harmattan ist ein Feinstaubsturm aus der Sahara-Wüste, der mit seinem elektrisch aufgeladenen Sandstaub wie ein Nebel auch den Flugverkehr lahmlegt. Dieser Staub würde in kürzester Zeit die Windradrotoren festsetzen. |
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Ja, Sao Nicolau ist schön. Auch
der karge Osten, Sorden und Süden haben ihren Reiz! Die touristische Infrasturktur ist bis auf die "Urlaubsinseln" Sal und Boa Vista aber fast Null. Nur auf diesen Inseln ist ein nach internationalen Maßstäben wettbewerbsfähiger Strand vorhanden. Wer nicht wie wir mehr als 2 Wochen der wertvollen Urlaubszeit zur Verfügung hat, wird sich meines Erachtens nicht nach Sao Nicolau verschlagen. Die gewohnten Annehmlichkeiten von Pauschalreisen wird durch punktuelle touristische Gehversuche nciht erbracht. Diese Gehversuche werden niemals im internationalen Wettbewerb der Urlaubsorte gewinnen können. |
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Mit Ausnahme des relativ fruchtbaren Westens sieht die Insel so aus. Für Geologen höchst interessat und für Vulkaninterssierte ein Eldorado. | |
Der fruchtbare Landstrich im
Westen der Insel reicht aber wegen der Größe und dem spärlichen Wasservorrat nicht zur
Ernährung der Bevölkerung aus. Hier sehen wir in der Mitte Papayabäume und dahinter die Gebirgskette am Monte Gordo, an der sich die Passatwolken ausregnen. |
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Diese Pflaterstrasse in Richtung Tarrafal ist eine der besterhaltensten Straßen Sao Nicolaus. Diese Strassen überleben anscheinend nur die robusten Pick-Ups und Mini-Busse von Toyota. Die sog. Aluguers (Sammeltaxis) gewährleisten einen unschlagbar güsntigen Transport. Toyota ist die mit weitem Abstand (ca. 95%) führende Automarke auf den kapverdischen Inseln. | |
Carrical ist im äußersten Osten
der Insel schwer zu erreichen. Die Piste zu befahren ist eine Tortur für Mensch und
Wagen. Fischerboote mit Außenbordmotoren sind eine Alternative. Strand (schwarzer Sand) und der schmale grüne Streifen dahinter haben zum Glück keine Ausmaße, die eine touristische Erschließung befürchten lassen. Als paradiesische Oase habe ich diesen Ort aber nicht uneingeschränkt empfunden. Wenn man wochenlang die Kargkeit rund um Preguica gewohnt ist, ist das Grün und das Schwimmen natürlich eine Wohltat. Der sporadisch herumliegende Dreck (Müll und Kot) zwingen einem dazu, seinen Weg sorgfältig zu wählen. |
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Am 03.03.2006 geht es mit der Fähre "MS Tarrafal" Richtung Sao Vicente. Eigentlich wollen wir nach Santo Antao. Leider wurde wenige Tage vor unserer Abfahrt die direkte Verbindung zwischen Sao Nicolau und Santo Antao aufgegeben. Wir sind gezwungen, auf Sau Vicente eine Zwischenübernachtung einzulegen, weil bei unserer Ankunft die Fähre nach Santo Antao bereits weg ist. | |
Ate proxima vez, Sao Nicolau !!! | |